Der Schluckvorgang läuft in verschiedenen Phasen ab. Die logopädische Therapie einer durch physische Schädigungen hervorgerufenen Schluckstörung (Dysphagie) orientiert sich daran, welche der Schluckphasen gestört oder nicht mehr möglich ist. Hier setzt der Logopäde an, um – je nach Befund und angestrebtem Ziel – wieder ein möglichst normales Essen, Trinken und Schlucken zu ermöglichen oder durch geeignete Strategien und Hilfsmittel die Kompensation der Schädigung und den Umgang mit der Einschränkung zu erleichtern.
DIE PHASEN DES SCHLUCKENS
Die erste Phase des Schluckablaufs ist die orale Phase. Bei einer prädeglutitiven Dysphagie kommt es zu Schwierigkeiten beim (Ab-)Beißen, Kauen und Transport der Nahrung im Mund. Oft sind die Bewegungen und die Koordination von Lippen, Zunge, Mund- und Gesichtsmuskeln gestört. Gelangen Nahrung oder Flüssigkeiten unkontrolliert in die Kehle oder wird der Schluckreflex zum falschen Zeitpunkt ausgelöst, besteht das Risiko des Verschluckens oder der Aspiration (Einatmung). Kiefergelenksbeschwerden, Zahn- oder Zahnprothesenprobleme und Störungen des Speichelflusses können ebenfalls prädeglutitive Schluckstörungen verursachen.
Die zweite Schluckphase, das eigentliche Schlucken, läuft im Hals ab. Störungen dieser pharyngealen Phase werden als intradeglutitive Dysphagien bezeichnet. Die Störung betrifft kann den Schluckreflex selbst betreffen, die Beweglichkeit und Muskelspannung des Kehlkopfes und Rachens oder die körpereigenen Schutzmechanismen, die das Verschlucken oder das Verbleiben von Nahrung im Hals verhindern sollen.
Ist die dritte Schluckphase, der Nahrungstransport in der Speiseröhre, gestört, liegt eine postdeglutitive Dysphagie vor. Dabei kann Nahrung nach dem Schlucken zurück in die Speiseröhre oder Luftröhre fließen; auch hier ist das Risiko des Verschluckens und der Aspiration sehr hoch. Die Betroffenen leiden vielfach auch unter Sodbrennen (Reflux = Rückfluss), und durch den häufigen Kontakt mit Magensäure kann es zu Entzündungen oder Veränderungen der Speiseröhre kommen.
URSACHEN FÜR DIE SCHLUCKSTÖRUNG
Folgende Schädigungen im Kopf-Hals-Bereich gehören zu den Ursachen für Dysphagien:
- Schleimhautentzündungen und Schleimhautdefekte, z. B. Mukositis als Folge einer Chemo- oder Bestrahlungstherapie, Plummer-Vinson-Syndrom (sideropenische Dysphagie),
- Erkrankungen der Mandeln, z. B. Mandelabszess,
- Schleimhautausstülpungen (Divertikel),
- verengende Gewebewucherungen, Zysten, Schwellungen und Geschwüre,
- Fremdkörper,
- Fisteln zwischen Speiseröhre und Atemwegen,
- Krebserkrankungen und Krebsoperationen, z. B. Kehlkopfentfernung,
- Veränderungen an der Halswirbelsäule, z. B. Halswirbelsporne (Eagle-Syndrom),
- Störungen der Muskelfunktion und/oder Beweglichkeit der Speiseröhre (z. B. Achalasie, Nussknacker-Oesophagus, Speiseröhrenkrämpfe,
- Rückflusskrankheit (gastroösophagealer Reflux),
- Verengungen durch Narbengewebe (Striktur, Stenose) nach Verletzungen oder Traumata,
- Schilddrüsenerkrankungen sowie
- Gewebeveränderungen durch Medikamente, Alkohol oder Krankheiten (z. B. Diabetes mellitus).
Häufig sind ältere Menschen von einer Schluckstörung betroffen. Der Sammelbegriff für altersbedingte Schluckstörungen ist Presbyphagie.
LOGOPÄDIE BEI KÖRPERLICH BEDINGTEN SCHLUCKSTÖRUNGEN
In der ärztlichen und logopädischen Diagnostik werden häufig auch Sprech-, Sprach- und Stimmstörungen erfasst, die mit der Schluckstörung einhergehen, etwa eine Aphasie aufgrund eines Schlaganfalls oder eine Dysarthrophonie bei Parkinson-Patienten. Die Schwerpunkte der logopädischen Behandlung liegen jeweils auf den Problemen, die die Sicherheit beim Essen und Trinken, die Kommunikationsfähigkeiten und die alltägliche Selbstbestimmung am stärksten einschränken. Es können auch mehrere Störungen gleichzeitig oder parallel behandelt werden, um die Therapie möglichst ganzheitlich zu gestalten.
Die einzelnen Bewegungsabläufe des Schluckens (z. B. Nahrungstransport, Abdichtung von Nasenraum und Luftwegen, Schluckreflex) können durch geeignete Behandlungstechniken und Übungen neu erlernt oder korrigiert werden. Da bei der Stimmgebung, beim Sprechen und Schlucken dieselben Muskeln und Nerven genutzt werden, greifen Atem-, Sprech-, Stimm- und Schlucktherapie vielfach ineinander, und ihre Erfolge zeigen sich meist auch in mehreren Bereichen.
MEHR MOBILITÄT UND SELBSTSTÄNDIGKEIT IM TÄGLICHEN LEBEN
Menschen, die keinen Kehlkopf mehr haben, bei denen ein Tracheostoma („Luftröhrenschnitt“) angelegt wurde oder die sich über eine Sonde ernähren, profitieren von einem individuell ausgerichteten Ess- und Trinktraining, in das auch die Angehörigen mit einbezogen werden können. Der Umgang mit Hilfsmitteln (z. B. das selbständige Wechseln der Kanüle, die richtige Anwendung von Ess- und Trinkhilfen oder das Sprechen mit der Sprechventilkanüle) kann ebenfalls in der logopädischen Therapie trainiert werden.
Wenn Sie durch eine Verletzung, Krankheit oder Operation bleibende Schädigungen im Kopf- und Halsbereich erlitten haben, lernen Sie in der logopädischen Therapie alltagstaugliche Strategien, Übungen und Handgriffe, mit denen Sie sich selbst versorgen, sich selber helfen, besser kommunizieren und so mehr Mobilität, Eigenständigkeit und Teilhabe erreichen können. Wenn Sie einen Angehörigen pflegen oder auf Hilfe und Pflege im Alltag angewiesen sind, profitieren Sie von einem Alltagstraining, dem Angehörigentraining oder einer Wohnraum- und Hilfsmittelberatung.
Ihr Logopäde von Therapieraum Essen behandelt und berät Sie entweder in der Praxis oder bei Ihnen vor Ort. Der Arzt kann Ihnen Logopädie auch als Hausbesuch verschreiben. Gern informieren wir Sie persönlich über die Möglichkeiten und Erfolgschancen der klassischen und modernen Logopädie und beantworten alle Ihre Fragen.
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